Hélène de Montgeroult - Etudes in Piano News

"der sensiblen und atmosphärisch eindringlichen Spielweise von Clare Hammond" — Carsten Dürer

Schon mehrfach hat die britische Pianistin Clare Hammond sich unbekannterem Repertoire zugewandt. Auf ihrer neuesten CD widmet sie sich nun der erst in den 1990er Jahren als Komponistin wiederentdeckten Hélène de Montgeroult (1764-1836), die ein bewegtes Leben hatte und als erste Frau eine Professur am Pariser Conservatoire erhielt, aber als Komponistin immer noch "unter dem Radar" lief. Die hier zu hörenden ausgewählten 29 Études entstammen ihrem Lehrbuch "Cours complet ...", das 1816 erschien. Die Etüden selbst stammen aber aus der Zweit zwischen 1788 bis 1822. Es zeigt sich in der sensiblen und atmosphärisch eindringlichen Spielweise von Clare Hammond, dass diese Komponistin die Idee der Etüde nicht als rein technische Ideenwerkstatt betrachtete, sondern - in die Romantik vorausblickend und damit extrem früh in der Geschichte - als Charakterstücke für die Lernenden. So beispielsweise die Etüde Nr. 41, die bereits so klingt wie Schumann oder Mendelssohn. Mit ihrer Schreibweise hat de Montgeroult allerdings dis besagten Komponisten wohl kaum beeinflusst, da sie ihre Musik kaum gekannt haben dürften. Bemerkenswert ist auch die Etüde Nr. 74, die in ihrem Aufbau fast einer Sonate gleicht. Hammond vergräbt sich in die melodiösen Feinheiten, die nicht ohne dramatische Aussagen sind, sondern - ganz im Gegenteil - faszinierende harmonische Wendungen aufweisen, die aus dieser Zeit kaum von anderen Komponisten bekannt sind. Diese CD ist eine wahre Entdeckungsreise. Und die Interpretation von Clare Hammond ist wieder einmal derartig überzeugend, dass diese CD ein wahres Hörerlebnis bietet, wie man es selten mit unbekanntem Repertoire antrifft.