"Seine Musik ist charmant einfach" — Hans-Dieter Grünefeld
Ohne die Briefzeugnisse seines Freundes Wolfgang Amadeus Mozart hätte der tschechische Komponist Myslivecek (in Italian, wo er lebte, Il Divino Boemo gennant) post mortem wohl kaum wieder Aufmerksamkeit erlangt. Seine Musik ist charmant einfach, eben deshalb "mit viel Expression und Feuer" zu spielen, meinte Mozart. Gerade beim Klavierkonzert Nr. 1 zeigt Clare Hammond, wie durch Forcierung des dialogischen Solistenparts das freundliche Thema sich rauer une herausfordernder vor dem eher dekorativen Ensemble bewähren kann. So kann sich das Grazioso im Andantino wirkungsvoll zu den stolzen Rondo-Gesten des Orchesters und dem Capriccio-Temperament des fein klingenden Klaviers abgrenzen. Ebenso wird von ihr der Schwung im Klavierkonzert Nr. 2 kokett und in dynamischen Nuancen artikuliert, hingegen das Larghetto sanft und forsch das Menuett. Ihre kontrastive Spielweise gibt diesen relativ kurzen Werken ein gewisses Plus. Eine Strategie, die Clare Hammond auch auf die sechs Divertimenti für Klavier solo anwendet, die sie wie Kinderbuchgeschichten empfindet und in naiver Neugier zu pittoresken Miniaturen formt, während sie bei den etwas anspruchsvolleren sechs Übungen auf deren Sonaten-Dramaturgie und chromatische Pikanterien achtet. Gut, dass Clare Hammond sich ihre Recherchen zu Herzen genommen hat, denn dadurch ist das schmale Klavier-Oeuvre von Josef Myslivecek zu recht aufgewertet worden.