Reflections - the solo piano works of Andrzej and Roxanna Panufnik in klassik.com

"an outstandingly intelligent interpreter" — Dr. Jürgen Schaarwächter

Die Klavierwerke von Andrzej und Roxanna Panufnik finden in Clare Hammond eine äußert verständige Interpretin.

Während Andrzej Panufnik (1914–1991) auf dem Tonträgermarkt mittlerweile recht gut repräsentiert ist, ist seine Tochter Roxanna Panufnik (geb. 1968) nur gelegentlich ‚Objekt der Begierde‘. Auf der vorliegenden SACD sind Vater und Tochter nunmehr als Komponisten teilweise fast untrennbar miteinander verbunden, indem nämlich Roxanna Werke ihres Vaters aufgriff und teilweise sogar ‚weiterschrieb‘. Dies betrifft vor allem 'Modlitwa' (Gebet) von 1990, das 1999 von Roxanna Panufnik um einen zweiten Teil ergänzt wurde, den sie 2013 für Klavier solo arrangierte. Eine andere Klaviertranskription ist die 'Hommage à Chopin' aus den Jahren 1949/1955, ursprünglich für Singstimme und Klavier, dann für Flöte und Kammerorchester ausgearbeitet. Roxanna Panufnik transformiert die komplexen instrumentalen Texturen kongenial in lyrisch tief innige genuine Klavierkompositionen, die von Clare Hammond mit unleugbarer Hingabe und Engagement musikalisch umgesetzt werden. Da hat jemand das Idiom von Vater und Kind gleichermaßen gut verstanden, und auch die Bookletnotizen zeugen von dem tiefen Verständnis der Pianistin für das von ihr Gespielte. Da, wie fast nicht anders zu erwarten, auch das Klangerlebnis rundum gelungen ist, sind hier Höchstwertungen kaum vermeidbar.

Das Klavier war nicht das Hauptinstrument Andrzej Panufniks, noch ist es jenes seiner Tochter. Wenn eine gut gefüllte SACD für das (bisherige) Gesamtwerk beider ausreicht, ist dies bezeichnend, bedeutet aber keine Kritik. Andrzej Panufnik hat in seinem Leben insgesamt nur drei Klavierwerke geschrieben – diese aber sind jeweils durchaus gewichtig: 'Zwölf Miniatur-Etüden' (1947, rev. 1955/64), die den Quintenzirkel von Cis mittels der Unterquint bis Gis durchquert, 'Reflections' (1968) sowie die auf der pentatonischen Skala basierende palindromisch angelegte 'Pentasonata' (1984). Musikalisch und interpretatorisch sind die drei Werke ausgesprochen anspruchsvoll, aber ebenso dankbar. Sie fordern das Instrument bis an seine Grenzen – und in der Tat sind, wenn man von einer Einschränkung sprechen muss, die extremen Register des Flügels technisch nicht ganz optimal vorbereitet (vielleicht hätte man besser keinen Steinway D nutzen sollen, sondern ein Instrument mit etwas mehr Intimität, mehr Wärme).

Roxanna Panufniks zwei Klavierkompositionen 'Second Home' (2003, rev. 2006) und 'Glo' (2002) sind von nicht so starker musikalischer Eigenart wie jene ihres Vaters. 'Second Home', eine Art Variationswerk über das polnische Volkslied 'Hejze ino, fijołecku leśny!', steht teilweise eher dem polnischen Komponisten Czesław Marek näher als der Musik des frühen 21. Jahrhunderts. 'Glo' ist eine kurze Gedenkkomposition für einen an Krebs verstorbenen Familienfreund, hier ist die musikalische Verwandtschaft zwischen Vater und Tochter durch ähnliche Harmonieverwendung offenkundig.