"Sie geht mit Feuer, Esprit und Verkündigungseifer zu Werke" — Rainer W. Janke
Der Mozart-Zeitgenosse Josef Mysliveček (1737-1781), den die Italiener „il boemo“ oder „Venatorino“ (Der kleine Jäger, wie sein Name übersetzt lautet) nannten, ist, wenn überhaupt, mehr für seine Opern bekannt. Über 28 sind es, sie wurden in ganz Europa gedruckt, in Italien war Mysliveček zu seiner Zeit der höchstbezahlte Opernkomponist. In letzter Zeit wurden seine Orchesterkonzerte bekannter – seine Klavierwerke sind fast unbekannt. Sie sind alle auf dieser CD versammelt. Clare Hammond, die alle spielt, hat darüber sehr kundig im Booklet geschrieben.
Die beiden Klavierkonzerte sind hübsch und fein gearbeitet, das Largettho des Klavierkonzertes Nr. 2 in F-Dur überrascht durch seine bezaubernde Samtigkeit, die durch die Dämpfer der Violinen und die Pizzicati der übrigen Streicher hervorgerufen wird, - und durch seine stilistische Mozart-Nähe. Das nun ist die Crux dabei: Myslivečeks Musik wird immer mit der von Mozart verglichen und zieht dabei immer den Kürzeren.
Die Sechs leichten Divertimenti sind wirklich leicht – und kompositorisch doch recht unerheblich. Charmanter und charaktervoller sind die jeweils zweisätzigen Sechs leichten Übungen.
Damit diese Klaviermusik wirkt, muss sie – das wusste schon Mozart – „mit vieller expreßion, gusto und feuer“ gespielt werden: Und genau das tut Clare Hammond. Sie geht mit Feuer, Esprit und Verkündigungseifer zu Werke und gewinnt damit dieser Klaviermusik viel wirkungsvolles Brio ab. Und auch das Schwedische Kammerorchester unter Nicholas McGegan ist mit Phrasierungsfantasie und federnder Gespanntheit dabei.
Es ist Musik für eine Frühlings-Matinee, charmant und wohlklingend, moussierend und belebend. Und das ist nicht wenig.